Ein Wochenende in Mae Sot

Ihr Lieben,

bevor ich morgen für eine Woche nach Hong Kong fliege, wollte ich nochmal kurz schreiben, was hier so in letzter Zeit passiert ist.

Vor zwei Wochen sind wir für ein Wochenende nach Mae Sot gefahren bzw. geflogen. Mae Sot ist ein Ort direkt an der Grenze zu Myanmar. Der Grund, warum wir nach Mae Sot gefahren sind war, dass es genau an dieser Grenze ein ziemlich großes Flüchtlingslager gibt.

Meine Schule unterstützt ein Programm, mit dem Flüchtlinge zu Lehrern ausgebildet werden und Englisch lernen, um dann Flüchtlingskinder in dem Camp zu unterrichten.

Im Vorhinein wurde uns erzählt, dass wir mit den Leheren  etwas unternehmenund ihn etwas die Umgebung zeigen würden, da sie noch nicht wirklich aus dem Camp herausgekommen sind (manche von ihnen leben dort schon 7 Jahre). Ich dachte, dass wir richtig in das Camp reingehen würden, uns dort umgucken und vielleicht auch vor Ort helfen würden. Und da ich auch schon mit Flüchtlingen gearbeitet habe, war ich natürlich besonderes interessiert daran, wie der Alltag in so einem Camp sein würde.

Allerdings hat die Wahrheit nicht ganz meiner Vorstellung entsprochen. Anstatt, dass wir dort hingehen würden, sind die Flüchtlinge für ein Wochenende aus dem Camp herausgekommen und haben mit uns auch im selben Hotel gewohnt.

Am Freitag sind wir dann in ein burmesisches Restaurant gegangen und haben dort gegessen. Das hat mir noch Spaß gemacht, da alles neu war, und man sich viel erzählen konnte. Außerdem haben wir ein Quiz gespielt, was sehr interessant war.

Am nächsten Tag sind wir dann zu erst auch einen Markt gefahren und später dann in einen TESCO (ein großer Supermarkt). Dort haben wir dann das große TESCO Supermarktquiz gespielt und ich kam mir wirklich schlecht vor. Was für nun wirklich etwas alltägliches ist war für die Flüchtlinge ein einmaliges Erlebnis. Manche von ihnen sind sogar das erste Mal in ihrem Leben Rolltreppe gefahren.

Mir hat das ganze spätestens von da an keinen Spaß mehr gemacht. Was bringt es den Flüchtlingen, durch einen Supermarkt zu gehen und Fragen zu beantworten wie: Wie groß ist der größte Fernseher? oder: Wie viel kostet der billigere der beiden ASUS Computern? Richtig, es bringt ihnen gar nichts, da sie nach dem Wochenede wieder in ihr Camp gehen müssen, wo es durch aus andere Dinge gibt, die wichtiger sind.

Danach waren wir noch in einer Schule, die neben einer Mülldeponie gebaut wurden ist. Allerdings kann man nicht wirklich sagen, dass das eine funktionierende Schule ist. Die Kleider der Kinder waren dreckig und sie sahen sogar etwas verwahrlost aus. An der ganzen Schule habe ich keinen einzigen Lehrer gesehen, oder jemanden, der auf die Kinder aufpasst. Viel mehr waren sie auf sie alleine gestellt.

Ich habe dann einen der Lehrer meiner Schule gefragt, ob wir die Schule irgendwie finanziell oder materiell unterstützen würden. Die Antwort darauf war ein nein. Er hätte es zwar versucht, aber die Schule sei etwas korrupt und die materiellen Dinge würden sehr schnell verschwinden.

Eigentlich sind die Kinder nur an der Schule, weil sie dort eine warme Mahlzeit bekommen, aber meinem Eindruck nach lernen sie dort nicht sehr viel.

Die angehenden Lehrer sollten dann dort eine Stunde unterrichten, jedoch waren es ungefähr 15 Lehrer plus 25 von uns, aber nicht wirklich viele Kinder.

Alle Kinder die dann dort waren, saßen dann im Klassenraum und haben Bilder ausgemalt, die wir ihnen mitgebracht haben. Danach ging es für uns dann zu einem Swimmingpool, während die Kinder sich wieder selbst überlassen wurden.

Beim Swimmingpool war es dann eher so, dass wir drinnen waren, während die meisten der Flüchtlinge am Poolrand saßen.

Abends waren wir dann nochmal essen und das war dann das Wochenende.

Manche meiner Freunde fanden das Wochenende sehr beeindruckend und gut, während es für mich eher frustierend und unbefriedigend war. Im Flugzeug zurück nach Bangkok hatte ich nicht das Gefühl irgendwas verändert oder etwas bewirkt zu haben. Ich würde sagen, dass das Ganze nicht sehr nachhaltig ist. Außerdem hatte man sich irgendwann auch nicht mehr wirklich etwas zu erzählen, da die Standardfragen sehr schnell aufgebraucht waren und das Englisch nicht unbedingt für mehr gereicht hat.

Allderdings gibt es auch Dinge , die ich sehr interessant fand. Wir haben sehr viel über die Geschichte und Politik Myanmars gelernt und das wiederum fand ich sehr interessant. Wir waren in einer Austellung über politische Gefangene in Myanmar. Da ich vorher eigentlich nichts über die Geschichte Myanmars wusste, fand ich diesen Part sehr spannend. (Hier mal ein Link zu bpb: http://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/54586/birma-myanmar) Das war mein Wochenende in Mae Sot. Leider nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Das war es für heute.

Bis dann

Eure Lisa

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Kommentare: 1
  • #1

    Helga Kirchmeyer (Montag, 20 Februar 2017 09:12)

    Hallo Lisa,
    Deinen Blog fand ich sehr interessant. Kommen diese Flüchtlinge aus Myanmar? Und haben sie überhaupt die Möglichkeit, auf Dauer aus diesem Camp herauszukommen? Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Zustand
    Dir die Laune verdorben hat. Ich melde mich bald mal telefonisch.
    Liebe Grüße
    Deine Oma